Lesung: „Aufzeichnungen von hoher See“ ("Diários em mar aberto"), von Leonardo Tonus
Die Brasilianische Botschaft in Berlin lädt zu einer Lesung aus dem Gedichtband „Aufzeichnungen von hoher See“ ("Diários em mar aberto"), von Leonardo Tonus, die am 1. Juni um 19 Uhr in den Räumlichkeiten der Botschaft stattfinden wird.
Als eine Art „poetisches Logbuch“ stellt das Werk den persönlichen Blick des Autors auf das Thema Migration dar. Auf einer Reise durch Gefühle und Erinnerungen ergründet Tonus die Bewegungen von Menschen unserer Zeit und die Geschichte seiner Familie. Nach den Worten der Professorin Regina Dalcastagnè von der Universität Brasília „werden wir freundlich eingeladen, Routen und Zeiten zu bereisen, die uns fremd sind, einschließlich derer des Autors selbst. Von einer Seite zur nächsten besteigen und verlassen wir Schiffe, Züge, Flugzeuge und Taxis, wir bewegen uns auf die Vergangenheit zu, wir können fast die Gesichter derer, die vor uns kamen, berühren doch sie verblassen wieder und hinterlassen uns Fotos, kleine Gegenstände und Sehnsucht. Dann strecken wir den Arm nach dem Einwanderer aus, der zu ertrinken droht, jetzt, in diesem Augenblick, im Meer oder auf den Trottoirs der Großstädte. Aber auch dieser Augenblick löst sich auf und die Geste geht ins Leere. Dieses Buch ist nicht dazu gemacht, uns zu trösten oder unsere Wut zu besänftigen (...) Auf diese Weise nimmt die Poesie von Leonardo Tonus Gestalt an, bietet sich als Anker oder Flügel an, als Raum zum Nachdenken. Sie will uns wieder in die Welt versetzen, zu den anderen, zu denen, die mit uns weitergehen, zu denen, die vielleicht sein werden“.
Das Werk wurde von Lilli-Hannah Hoepner ins Deutsche übertragen, die im engen Austausch mit dem Autor eine poetisch genaue und zugleich lebendige Übersetzung schuf. Das Übersetzungsprojekt wurde von der Stiftung der brasilianischen Nationalbibliothek sowie dem Kulturministerium und dem Außenministerium Brasiliens finanziert.
Leonardo Tonus ist Professor für brasilianische Literatur an der Sorbonne Universität. Er betreibt eine umfangreiche Forschungstätigkeit in den Bereichen brasilianische Literatur, vergleichende Literaturwissenschaft und Literaturtheorie. Er war literarischer Berater der Pariser Buchmesse 2015 und ist Initiator und Organisator des Pariser und internationalen Festivals Printemps Littéraire Brésilien und des Projeto MIGRA, das Dutzende internationale Gäste zum Thema Migration in der Gegenwart zusammenbringt.
Sein dritter Gedichtband Diários em mar aberto erschien 2021 beim Verlag Folhas de Relva in Brasilien und wird in deutscher Übersetzung am 10. Mai 2023 vom Hagebutte Verlag veröffentlicht.
Bei der von der Journalistin Luciana Rangel moderierten Lesung in der brasilianischen Botschaft wird die Übersetzerin Lilli-Hannah Hoepner anwesend sein.
Donnerstag, 1. Juni 2023
19 Uhr - Einlass 18:15 Uhr
Brasilianische Botschaft
Wallstraße 57, 10179 Berlin
Eintritt frei - Anmeldung erforderlich:
https://forms.office.com/r/QkLeHZxfHQ