Bilaterale Beziehungen
Historische Entwicklung
1. Die brasilianisch-deutschen Beziehungen sind solide und umfassend, sie beruhen auf übereinstimmenden zivilisatorischen Werten und der Wahrung der universellen Grundsätze des Völkerrechts, wie der Gleichheit der Staaten, der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten, der friedlichen Beilegung von Streitigkeiten, dem Engagement für die internationale Zusammenarbeit, der Stärkung des Multilateralismus, der Achtung der ethnischen und kulturellen Vielfalt der Völker sowie der Menschenrechte. Die deutsche Diaspora in Brasilien, die wirtschaftlichen und handelspolitischen Interessen und die Bedeutung des jeweiligen Landes in seiner Region verleihen der kontinuierlichen bilateralen Annäherung zusätzliche Impulse.
2. Historisch gesehen haben sich die beiden Völker seit 1824 mit dem Beginn der deutschen Einwanderung nach Brasilien und 1826 mit der Anerkennung der 1822 erfolgten Unabhängigkeit Brasiliens durch Preußen und die Hansestädte stärker angenähert. Heute haben mehr als 10 Millionen Brasilianer deutsche Vorfahren. Brasilien und Deutschland feierten im Jahr 2024 das 200-jährige Jubiläum des Beginns der deutschen Einwanderung nach Brasilien. Der umgekehrte Migrationsstrom in jüngerer Zeit mündete in einer Gemeinschaft von etwa 170.400 Brasilianern, die heute in Deutschland leben.
3. Die brasilianische Gemeinschaft in Deutschland besteht hauptsächlich aus brasilianischen Staatsangehörigen, die mit deutschen Staatsbürgern verheiratet sind, Mitarbeitern deutscher Unternehmen mit Niederlassungen in Brasilien, Brasilianern mit doppelter Staatsangehörigkeit sowie Studierenden, die an örtlichen Universitäten eingeschrieben sind. Laut Angaben des brasilianischen Konsularportals (2024) leben derzeit 170.400 Brasilianer in Deutschland (65.400 im Zuständigkeitsbereich der Konsularabteilung der Botschaft in Berlin, 55.000 im Bereich des Generalkonsulats in München und 50.000 im Bereich des Generalkonsulats in Frankfurt).
4. Es ist hierbei besonders erwähnenswert, dass deutsche Unternehmen seit über 150 Jahren in Brasilien tätig sind, was São Paulo zur größten deutschen Industriestadt außerhalb Deutschlands werden ließ. Fakten über die historische Entwicklung der Beziehungen, Besuche von Regierungsvertretern und einige der geltenden Abkommen können in der „Chronologie der bilateralen Beziehungen“ nachgelesen werden.
5. Das Jahr 2002 war ein Meilenstein in den Beziehungen, als die beiden Länder eine Strategische Partnerschaft begründeten.
6. Im Jahr 2013 wurde der Mechanismus der hochrangigen bilateralen Konsultationen geschaffen, eine Initiative mit besonderem und exklusivem Charakter, die Deutschland mit wenigen Staaten unterhält (neben Brasilien mit Spanien, Frankreich, Italien, Polen und, außerhalb der Europäischen Union, mit China, Indien, Israel und Russland). Bei den Konsultationen handelt es sich um regelmäßige Treffen zwischen den Regierungschefs beider Länder, die von hochrangigen Mitgliedern ihrer jeweiligen Kabinette begleitet werden. Sie dienen dazu, Partnerschaften zu bewerten und zu fördern, Kooperationsmöglichkeiten zu erschließen und den Dialog über Themen der globalen Agenda zu vertiefen.
7. Die erste Sitzung des Konsultationsmechanismus fand im August 2015 in Brasilia statt. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde von sieben Ministern und fünf Staatssekretären begleitet. Zusätzlich zu den Treffen der Mandatsträger empfingen neunzehn brasilianische Minister deutsche Minister und Staatssekretäre zu Fachgesprächen. Die Ergebnisse dieser Treffen fanden ihren Niederschlag in der gemeinsamen Erklärung der Regierungschefs, in der gemeinsamen Erklärung zum Klimawandel und in achtzehn bereichsbezogenen Vereinbarungen und Erklärungen.
8. Die zweite Sitzung der Hochrangigen Regierungskonsultatioen fand im Dezember 2023 in Berlin statt, sie wird als Höhepunkt des Revitalisierungsprozesses der strategischen Partnerschaft zwischen beiden Ländern betrachtet. Staatspräsident Lula wurde vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz und vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier empfangen. Er wurde von einer zwölfköpfigen Delegation von Ministerinnen und Ministern begleitet, die Treffen mit ihren deutschen Amtskollegen abhielten. Bei dieser Gelegenheit unterzeichneten beide Länder unter anderem die gemeinsame Absichtserklärung zur Partnerschaft für eine sozial gerechte und ökologische Transformation mit dem Ziel, den Umbau ihrer Volkswirtschaften und Gesellschaften zu beschleunigen, um eine inklusive und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten.
9. Auf parlamentarischer Ebene werden die Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland durch Parlamentariergruppen gestaltet. In der Abgeordnetenkammer des brasilianischen Nationalkongresses gibt es die Parlamentariergruppe Brasilien-Deutschland, deren Vorsitz derzeit der Abgeordnete Julio Cesar Ribeiro (Republicanos-DF) innehat. Im Deutschen Bundestag gibt es eine deutsch-brasilianische Parlamentariergruppe, die vom Bundestagsabgeordneten Thomas Silberhorn (CSU) koordiniert wird. In diesem Gremien kommen Vertreter verschiedener politischer Parteien zusammen, um einen kontinuierlichen und persönlichen Dialog mit den Parlamentariern des Partnerlandes zu führen und Informationen und Meinungen über die bilateralen Beziehungen und internationale Fragen im Allgemeinen auszutauschen.
Bereich Wirtschaft
10. Die Beziehungen im Bereich Wirtschaft und Handel werden durch zwei hochrangige Gremien gestaltet und begleitet. Die Gemischte Kommission für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Comista), eines der ältesten und dauerhaftesten bilateralen Gremien der brasilianischen Diplomatie, fördert die Kontakte zwischen den Regierungen und tritt seit 1974 ununterbrochen jährlich zusammen. Parallel dazu werden die ebenfalls jährlich stattfindenden Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage (DBWT) von Wirtschaftsvertretern geleitet und stellen ein ausgezeichnetes Forum zur Förderung von Geschäftspartnerschaften dar. Die 51. Comista und das 41. EEBA fanden im Juni 2025 in der Stadt Salvador statt.
11. Im Jahr 2024 war Deutschland der viertgrößte Handelspartner Brasiliens weltweit (10. Exportziel, 3. Importquelle) und der wichtigste in Europa. Der Handel zwischen Brasilien und Deutschland wuchs 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 4,28 % und blieb mit einem Gesamtumsatz von 19,63 Milliarden Dollar nur hinter China, den USA und Argentinien zurück. Die brasilianischen Exporte erreichten 5,85 Milliarden Dollar und die Importe beliefen sich auf insgesamt 13,78 Milliarden Dollar, was zu einem brasilianischen Defizit von 7,93 Milliarden Dollar führte. Sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen sind die wichtigsten Handelsgüter Produkte der verarbeitenden Industrie, die 50 % der brasilianischen Verkäufe und 99,5 % der deutschen Verkäufe ausmachen. Bei den brasilianischen Exporten haben jedoch auch landwirtschaftliche Erzeugnisse einen großen Anteil: 34 % der Gesamtexporte. Bei den deutschen Exporten nach Brasilien lassen sich die Produkte der verarbeitenden Industrie unterteilen in pharmazeutische Rohstoffe und Medikamente (etwa 15,7 %), Produkte der Automobilindustrie mit etwa 9,6 % der gesamten von Brasilien gekauften Konsum- und Investitionsgüter – Industrieanlagen und -maschinen – mit 8,5 % des Gesamtvolumens.
12. Im Jahr 2024 konzentrierte sich das brasilianische Exportportfolio auf ungerösteten Kaffee (31 %); Kupfererze und deren Konzentrate (13 %); Sojaschrot und andere Futtermittel (ausgenommen ungemahlene Getreide); Fleischmehl und andere tierische Mehle (12 %); Kolbenmotoren (3,7 %); Zellulose (2,9 %); Eisenerz und dessen Konzentrate (2,8 %) sowie nichtmonetäres Gold (2,7 %). Auf der Importliste stehen Arzneimittel und pharmazeutische Produkte (8,1 %); organische und anorganische Verbindungen, heterocyclische Verbindungen, Nukleinsäuren und deren Salze sowie Sulfonamide (6,6 %); sonstige Arzneimittel, einschließlich Tierarzneimittel (5,4 %); Teile und Zubehör für Kraftfahrzeuge (5,5 %); Personenkraftwagen (4,1 %); sonstige Produkte – Verarbeitende Industrie (4,9 %); Mess-, Prüf-, Analyse- und Kontrollinstrumente und -geräte (3,8 %); sonstige Maschinen und Spezialausrüstungen für bestimmte Industriezweige und deren Teile (2,9 %); elektrische Geräte zum Schließen, Schützen oder Verbinden von Stromkreisen (2,8 %) sowie Zentrifugalpumpen, Luftkompressoren, Ventilatoren, Absaugvorrichtungen, Filter- oder Reinigungsgeräte und deren Teile (2,8 %).
Energie
13. Die bilaterale Agenda im Energiebereich stützt sich auf das Abkommen über die Zusammenarbeit im Energiesektor mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien und Energieeffizienz (in Kraft seit 2009) und die Energiepartnerschaft Brasilien-Deutschland (gestartet 2008). In diesem Rahmen haben die beiden Regierungen auf Fachebene Erfahrungen zu verschiedenen Themen wie Energieauktionen, Verfahren zur Energieeffizienz und Dekarbonisierung der Industrie, Entwicklung einer Wasserstoffproduktionskette und der gerechten Energiewende ausgetauscht. Deutschland befindet sich in einem Übergangsprozess von kohlenstoffintensiven und nuklearen Energiequellen zu erneuerbaren Quellen, insbesondere Wind- und Solarenergie. Brasiliens Energiemix besteht zu 50 Prozent aus erneuerbaren Energien, die Strom sogar zu 90 Prozent. Das Land verfügt zudem über weitreichende Erfahrungen bei der Herstellung und Nutzung von Biokraftstoffen und strebt danach, sich auf der globalen Bühne als einer der Vorreiter bei der Einführung kohlenstoffarmer Industrieprozesse zu profilieren. Die deutschen Erfahrungen und Technologie in Bereichen wie dezentrale Energieerzeugung, intelligente Netze und Überwachung sowie Wasserstoff, Speicherung und Energieeffizienz sind wichtige Punkte, an die Brasilien im Dialog anknüpfen könnte. Auch Fragen im Zusammenhang mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards und -zertifizierungen für Energiequellen und industrielle Prozesse stehen auf der bilateralen Agenda.
Umwelt und Klimawandel
14. Die Umweltagenda ist einer der zentralen Punkte in den bilateralen Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland und spiegelt das gemeinsame Engagement für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung wider. Seit 2023 hat die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern neuen Schwung erhalten, insbesondere durch die Wiederaufnahme der Zahlungen der deutschen Regierung an den Amazonasfonds, die Stärkung des hochrangigen politischen Dialogs und die Einrichtung des Umweltforums Brasilien-Deutschland. Im Jahr 2023 unterzeichneten die jeweiligen Regierungschefs in Berlin die Gemeinsame Erklärung zu einer ökologischen und sozial gerechten Transformation und festigten damit die Umwelt als eine der Säulen der bilateralen strategischen Partnerschaft.
15. Die deutschen Behörden verfolgen aufmerksam die brasilianischen Bemühungen zur Bekämpfung der illegalen Abholzung im Amazonasgebiet. Der Wald spielt eine symbolische und strategische Rolle in der deutschen Wahrnehmung Brasiliens und mobilisiert Presse, Öffentlichkeit, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft. Seit 2023 haben sich die gegenseitigen hochrangigen Besuche in den Bereichen Umwelt und Klimawandel sowie Initiativen der öffentlichen Diplomatie, wie die jährlich von der brasilianischen Botschaft in Berlin organisierte Amazonas-Woche, intensiviert.
16. Auf multilateraler Ebene pflegen Brasilien und Deutschland einen regelmäßigen und konstruktiven Dialog in Foren wie der UNFCCC. Das europäische Land erkennt die führende Rolle Brasiliens in den internationalen Klimaverhandlungen sowie seine Fähigkeit an, als Brücke zwischen dem Globalen Norden und Süden zu fungieren. Die Bereiche Umwelt und Klima haben sich somit als Plattform für Konvergenz und gemeinsame Ambitionen in den bilateralen Beziehungen etabliert.
Wissenschaft, Technologie und Innovation
17. Die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit zwischen Brasilien und Deutschland wurde durch das bilaterale Rahmenabkommen von 1969 geregelt, das 1996 erneuert wurde. Heute umfasst die Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technologie und Innovation konkrete Projekte in verschiedenen Bereichen, wie beispielsweise Industrie 4.0, Internationalisierung von Start-ups, Klimawandel, Bioökonomie, Gesundheit, Kraftstoffe und neue Materialien. Zu verzeichnen ist auch ein zunehmender akademischer Austausch zwischen deutschen und brasilianischen Universitäten sowie die Präsenz brasilianischer Forscher in unabhängigen deutschen Forschungsgesellschaften (Fraunhofer, Leibniz, Helmholtz und Max Planck). Hervorzuheben ist die bedeutende Zahl brasilianischer Forscher und Ingenieure, die in deutschen Institutionen und Unternehmen tätig sind. Dies veranlasste die Botschaft dazu, deren Vernetzung zu fördern, wofür 2022 das Netzwerk Apoena gegründet wurde.
Technische Zusammenarbeit
18. Die bilaterale technische Zusammenarbeit ist geprägt von Kohärenz und Transparenz bei den Verhandlungen und der Durchführung von Projekten. Grundlage hierfür ist das Abkommen über technische Zusammenarbeit zwischen Brasilien und Deutschland, das im September 1996 unterzeichnet wurde und seit 1997 in Kraft ist. Nach den neuesten Daten der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterhält Deutschland 54 Kooperationsprojekte in Brasilien mit Mitteln in Höhe von rund 290 Millionen Euro, vor allem in den Bereichen Umweltschutz, Energieeffizienz und Sekundarschulbildung.
Landwirtschaft
19. Deutschland ist ein bedeutendes Bestimmungsland für brasilianische Agrarprodukte (3,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024), wobei Kaffee und Sojaschrot mit 76 % des Exportwertes der Agrarindustrie die wichtigste Rolle spielen. Brasilien importierte im Jahr 2024 Agrarprodukte im Wert von lediglich 383 Millionen US-Dollar aus Deutschland. Als Mitglied der Europäischen Union übernimmt Deutschland die von dieser festgelegten und von der Europäischen Kommission (Brüssel) ausgehandelten Einfuhrzölle und -bedingungen.
20. Brasilien und Deutschland unterzeichneten 2003 die Gründungsurkunde der Brasilianisch-Deutschen Initiative für Zusammenarbeit in der Agrarwirtschaft und Innovation. Dabei handelt es sich um einen Mechanismus, der als Arbeitsgruppe der Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage (DBWT) fungiert und dessen Ziel es ist, Vertreter des öffentlichen und privaten Sektors beider Länder zusammenzubringen. Die brasilianische Privatwirtschaft wird durch den brasilianischen Verband für Agrarwirtschaft (ABAG) vertreten, die deutsche durch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).
21. Im Jahr 2020 unterzeichneten das Ministerium für Land- und Viehwirtschaft (MAPA) und das damalige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine Absichtserklärung zur Gründung des Agrarpolitischen Dialogs Brasilien-Deutschland (APD). Ziel der Initiative ist der Austausch von Erfahrungen, Informationen und Perspektiven zwischen relevanten Akteuren der brasilianischen und deutschen Agrarwirtschaft. Der Dialog umfasst Regierungen, die Privatwirtschaft, akademische Einrichtungen und Branchenverbände und zielt darauf ab, ein besseres gegenseitiges Verständnis der zentralen Fragen der Agrarpolitik zu fördern und die deutsch-brasilianischen Kooperationsnetzwerke im Bereich der Landwirtschaft zu Themen wie Bioökonomie, nachhaltige Boden- und Wasserbewirtschaftung, nachhaltige Agrar- und Lebensmittelketten, Kredite für die Landwirtschaft, Agrarpolitik und Konnektivität zu stärken.
22. Im Jahr 2023 wurde anlässlich des II. Treffens der hochrangigen Deutsch-Brasilianischen Regierungskonsultationen (4.12.) das Instrument zur Regelung der Brasilianisch-Deutschen Initiative für Zusammenarbeit in der Agrarwirtschaft und Innovation erneuert, mit einem Zusatz, der die Einbindung neuer Akteure entlang der Wertschöpfungskette der Agrarwirtschaft auf beiden Seiten erleichtern und Arbeitsschwerpunkte zu Themen festlegen soll, die als vorrangig erachtet werden. Auch das MoU des APD wurde erneuert.
23. Anlässlich der 41. Ausgabe der DBWT im Jahr 2025 hielt die Brasilianisch-Deutsche Initiative für Zusammenarbeit in der Agrarwirtschaft und Innovation Sitzungen zu folgenden Themen ab: 1) strategische Nutzung von Biomasse; 2) digitale Landwirtschaft und Innovation und 3) allgemeine Fragen im Zusammenhang mit Innovation, Handel und Investitionen.
24. An der brasilianischen Botschaft in Berlin ist seit Oktober 2022 ein Landwirtschaftsattaché tätig (adido.berlim@agro.gov.br).
Verteidigung
25. Brasilien und Deutschland kooperieren auch im Bereich der Verteidigung durch halbjährliche Konsultationen zwischen den Stabschefs der Streitkräfte und den sogenannten 2+2-Konsultationen, an denen die Verteidigungs- und Außenministerien beider Länder teilnehmen und neue Bereiche und Projekte für gemeinsame Maßnahmen ausloten. Im Bereich der Friedensmissionen findet ein Austausch bewährter Praktiken für die militärische Ausbildung zwischen dem brasilianischen Friedensoperationszentrum (CCOPAB) und dem „German Armed Forces UN Training Centre” statt. Zu erwähnen sind auch der bilaterale Konsultations- und Kooperationsmechanismus zu Cyber-Themen, dessen letzte Veranstaltung 2024 stattfand, sowie die Kontakte zum deutschen Geheimdienst, um das Thema „Fake News” anzugehen. Hervorzuheben ist auch die Partnerschaft zwischen Unternehmen den Verteidigungsindustrie beider Länder, insbesondere das Projekt zum Bau der Fregatten der Tamandaré-Klasse in Brasilien in der Werft von Thyssenkrupp, das einen Technologietransfer beinhaltet.
Jüngste hochrangige Besuche (2022 – 2025)
26. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte Brasilien anlässlich der Amtseinführung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, mit dem er sich am 31.12.2022 traf. Während der Reise besuchten das deutsche Staatsoberhaupt und Umweltministerin Steffi Lemke die Amazonas-Metropole Manaus (02.01.2023), wo sie das Amazonas-Theater, das Zentrum für Umweltüberwachung und Schutzgebiete (CMAAP) und den ATTO-Turm (Observatório da Torre Alta da Amazônia) besichtigten, der von brasilianischen und deutschen Wissenschaftlern betrieben wird.
27. Am 30.01.2023 empfing Präsident Luiz Inácio Lula da Silva den damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz im Palácio do Planalto. Die beiden Staatsmänner beschlossen, die strategische Partnerschaft zwischen Brasilien und Deutschland neu zu beleben, um die Zusammenarbeit bei der Bewältigung globaler Herausforderungen zu stärken, insbesondere die Förderung von Frieden und Sicherheit, den Ausbau erneuerbarer Energien, die Bekämpfung des Klimawandels und die Bekämpfung der Armut. Sie betonten auch die Notwendigkeit einer sozial gerechten, inklusiven und ökologischen Transformation der Volkswirtschaften auf der Grundlage der Agenda 2030 und der Ziele für nachhaltige Entwicklung.
28. Ebenfalls im Januar 2023 reiste die damalige deutsche Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze nach São Paulo und Brasília, wo sie sich mit der Ministerin für indigene Völker Sonia Guajajara traf. Brasilien und Deutschland kündigten die Bereitstellung von 35 Millionen Euro für den Amazonas-Fonds an.
29. Im März 2023 nahmen der damalige Vizekanzler und Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, und der damalige Minister für Landwirtschaft und Ernährung, Cem Özdemir, an der 49. Gemischten Kommission für wirtschaftliche Zusammenarbeit und an den 39. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen teil. Die deutschen Minister erfüllten offizielle Verpflichtungen in Belo Horizonte, Brasília und Manaus und unterzeichneten (am 13.03.) eine gemeinsame Erklärung zur Stärkung der Energiepartnerschaft zwischen Brasilien und Deutschland und zur Absicht der Zusammenarbeit im Bereich grüner Wasserstoff mit dem Minister für Bergbau und Energie, Alexandre Silveira.
30. Die Außenministerin Annalena Baerbock und Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil besuchten im Juni 2023 São Paulo, Brasília und Belém. In Brasília wurde Ministerin Baerbock von der stellvertretenden Außenministerin Maria Laura da Rocha und der Ministerin für Umwelt und Klimawandel Marina Silva empfangen. Minister Heil und sein brasilianischer Amtskollege Luiz Marinho unterzeichneten eine Absichtserklärung und eine Erklärung über die Zusammenarbeit in Arbeitsfragen.
31. Die zweiten hochrangigen Regierungskonsultationen fanden im Dezember 2023 in Berlin statt. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wurde vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen. Die zwölf brasilianischen Minister, die den brasilianischen Präsidenten begleiteten, trafen sich mit ihren deutschen Amtskollegen. Unter anderem wurde eine gemeinsame Absichtserklärung über die Partnerschaft für einen ökologischen und sozial gerechten Wandel unterzeichnet, mit dem Ziel, die Transformation ihrer Volkswirtschaften und Gesellschaften zu beschleunigen, um eine inklusive und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten.
32. Die Generalsekretärin für auswärtige Angelegenheiten, Botschafterin Maria Laura da Rocha, und der Exekutivsekretär des Ministeriums für Entwicklung, Industrie, Handel und Dienstleistungen, Márcio Rosa, besuchten im September 2024 Berlin und Wolfsburg, um an der 50. Comista und den 40. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen teilzunehmen. In Wolfsburg trafen sie sich mit dem damaligen Vizekanzler und Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck. In Berlin hielt die Generalsekretärin ein politisches Konsultationstreffen mit ihrem deutschen Amtskollegen ab. Der Exekutivsekretär des MDIC nahm an einer Veranstaltung im Rahmen der „Amazonas-Woche” teil, die von der brasilianischen Botschaft in Berlin organisiert wurde.